Zur Person Oliver Müller Jahrgang 1989 promovierte an der Universität Basel mit einer Arbeit über Zwerggalaxien 2019 erhielt er den KlarText Preis für Wissenschaftskom munikation Nach Forschungsaufenthalten an verschie denen Universitäten und einem kurzen Zwischenstopp bei Google geht er jetzt zurück in die Forschung Herr Müller Ihren Abschied von Google haben Sie bei Twitter ausführlich begründet Dazu stellten Sie ein Foto von sich in der Zentrale vor einer grünen Wand und mit einem Netz im Hintergrund Ist das das Bällebad das es bei Tech Unternehmen angeblich so oft gibt lacht Nein das ist einfach ein Pflanzengitter Ich glaube bei Google in Zürich gibt es auch kein Bällebad dafür aber etliche Game Rooms Da stehen Flipper Automa ten man kann Tischtennis spielen oder Billard Alles das gibt es an der Universität wohl nicht an die Sie jetzt wieder zurückkehren Das stimmt Die Frage ist aber ja Aus welchem Grund bieten Unternehmen wie Google solche Extravaganzen Es muss einen Haken geben Haben Sie ihn gefunden Naja meine Arbeit habe ich in einem Großraumbüro ver richtet da saßen 50 Leute eng nebeneinander in einem Raum Es war schwierig überhaupt mit jemandem zu reden ohne alle anderen zu stören An der Universität hatte ich immer ein kleines Büro Wer etwas wollte kam einfach vorbei Klar es ist dort nicht so hipp und es gibt auch keinen kostenlosen Kaffee aber entscheidend ist schlussendlich doch wie und woran man arbeitet Sie sind promovierter Astronom haben sich mit Zwerggalaxien beschäftigt und sich tief eingearbeitet in die Kosmologie Was wollten Sie bei Google Ich habe dort als Datenanalyst gearbeitet Es ging darum Spam aus dem ganzen Google Ökosystem fernzuhalten Genaueres dazu darf ich nicht sagen ich habe eine Ver schwiegenheitserklärung unterschrieben Aber ich habe im Alltag gemerkt dass mir etwas fehlt Die Arbeit hat mich intellektuell nicht stimuliert ich konnte mich nicht in Aspekte vertiefen die mich besonders interessieren sondern musste konkrete Aufgaben nacheinander ab arbeiten Dass die Arbeit in einem Konzern völlig anders ist als in der Wissenschaft dürfte Sie nicht überrascht haben Warum sind Sie also dorthin gegangen Dafür gab es mehrere Gründe Die letzten sieben Jahre hatte ich zum Beispiel immer befristete Ver träge einen nach dem anderen Ganz am Anfang der Pandemie habe ich dann Corona bekommen und gemerkt dass ich nicht einmal gegen Invalidi tät ver sichert bin Hätte ich Long Covid bekommen wäre ich ohne Absicherung gewesen Mich hat diese Vorstellung ungeheuer gestört Da widme ich mein Leben der Wissenschaft und bekomme nur Zeit verträge einen schlechten Lohn unzureichende Ver sicherungen und kaum Rente Das ist der eine Grund Und der andere Ich war nach einer längeren Wochenendbeziehung mit meiner Freundin zusammengezogen und wusste Wenn ich eine Festanstellung in der Forschung haben möchte muss ich bereit sein überall auf der Welt einen Posten anzunehmen Das möchte ich nicht Ich will in der Schweiz bleiben bei meiner Partnerin sein Ich habe immerhin Paper in hochkarätigen Zeit schriften publiziert in Science und Nature zum Beispiel aber mir wurde bei allen schweizerischen Universitäten signalisiert dass ich kaum eine Chance habe Das ist extrem frustrierend Und dann kam das Angebot von Google Genau ein tolles Büro in Zürich eine unbefristete Festanstellung und ein Gehalt das fünf bis sechsmal höher ist als das was ich bis dahin an der Universität bekam Das war dann eine einfache Entscheidung Gab es den einen Moment in dem Sie Ihren Schritt bereuten Moment ich will nicht dass alles negativ klingt Ich habe bei Google überaus wertvolle Erfahrungen gesammelt und eine Arbeitskultur kennengelernt von der ich viel beibehalten möchte WAS BEWEGT 7
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